Erkenntnisse ….
So, es ist schon etwas her das ich meinen Senf abgegeben habe, aber es gab auch viel zu tun. Die letzten Berichte zeigten schon eine gewisse Unzufriedenheit und viele offene Fragen, was den Triathlon und Sport angeht. Nicht das ich keinen Spaß mehr an der Bewegung oder ein paar verrückten Sachen gehabt hätte, aber irgendwie war ein Stein im Schuh. Es galt und gilt also mal ein bißchen Selbstreflektion zu betreiben und die Ursache zu finden. Keine Ahnung, ob das jedem mal so geht, aber es stellte sich eine gewisse Frage der Sinnhaftigkeit. Arbeiten, Freunde, Freundin und dann im Jahresschnitt 8-10 Stunden Training pro Woche … mit welchem Ergebnis (sportlich gesehen) ??? Bin ich weiter gekommen, konnte ich mich verbessern, entwickeln? Mal von den permanent verspannten Muskeln im Bein ganz abgesehen. Im März sollte ich es dann wissen. Nach knapp 8 Jahren habe ich mal wieder einer Leistungsdiagnose auf dem Laufband unterzogen und die Ergebnisse waren doch sehr ernüchternd. Maximale Sauerstoffaufnahme stark gesunken (OK, man wird nicht jünger), aerobe Ausdauerleistung schwer gekürzt und dass obwohl ich doch seit 5 Jahren wesentlich mehr und regelmäßiger in Bewegung bin. Ein Max-Speed wie mit Bleischuhen an den Füßen. Was war passiert? Ich wußte es nicht, aber mir war klar mich mal disziplinierter an die Pulsvorgaben beim Laufen zu halten. Geiler Scheiß, da lag GA1 mal bei atemberaubenden 06:30min/km …. ABER …. nach 8 oder 10 oder 12km fühlte ich mich wesentlich besser, als nach 5km in den Wochen davor. Die vorsichtige Herangehensweise und Mut zur Pause ließen das Training leichter von der Hand gehen, kleine Erfolge stellten sich ein und der Spaß kam wieder. Klingt ein bissl komisch, aber ich hab mich gefreut wie ein Kleinkind, als ich die ersten 10km im vorgegebenen GA1-Bereich im 6er Schnitt absolvieren konnte. Ja die kleinen Dingen sind es eben. 🙂
Sollte das die Antwort auf die Fragen gewesen sein? NEIN! Die Antwort kam mir im Laufe der Wettkämpfe und dem ein oder anderen Gespräch. Die Frage, die sich jeder stellen muss ist einfach: „Warum mache ich diesen Sport?“ Logo, das war jetzt nicht schwer, aber es sich ehrlich zu beantworten und zu sehen, ob man da noch ist, ist ein anderer Punkt.
Ich möchte es mal mit Daves Worten (übrigens ein lesenwerter Blog von dem Kerle) sagen: „Wisst ihr, ich tu mich eben schwer, etwas mit Leidenschaft und Hingabe zu betreiben, wenn ständig nach Zeiten gefragt wird und was man sich für Ziele gesetzt hat. DAS Ziel, das über allem steht, ist eben der Spaß und den möchte ich mir nicht nehmen lassen, in dem ich alles auf Zeiten und rein auf Leistung reduziere. Zumal ich nicht immer in der Lage sein werde immer nochmal einen drauf zu setzen.“
Und genau das ist auch meine Erkenntnis. Wenn ich vor Wettkämpfen Ansagen hörte wie: „Sorry, aber ich muss Dich heute aufm Rad platt machen“ oder danach: „Guter Wettkampf, ich habn Michl platt gemacht“ dann hat das in mir irgendwie nur Verwunderung und Unverständnis hervorgerufen. Warum? Weil ich diesen Sport nicht mache um schneller zu sein, als irgendjemand oder meine Stärke zu demonstrieren. Wenn ich irgendwo versuche mein Bestes zu geben, dann für mich und meine Lieben, die kommen um mich anzufeuern und nicht um mich vor jemanden zu positionieren. Ich kann bei einem Wettkampf Letzter sein und mich trotzdem freuen, wenn ich weiß, das war alles was Du heute auf der Pfanne hattest und du hast es gegeben. Die Erkenntnis war und ist, dass ich mich habe hinreißen lassen es auf Leistungen/Ergebnisse zu reduzieren und so fehlte die nötige Gelassenheit für eine Pause oder eine ganz lockere Einheit. Wenns dann mal schnell gehen sollte, mußten super Zeiten her und wenn es nicht klappte hat man es hinterfragt. Das ist nunmal nicht meine Natur. Viel Sport, auch mal harte Einheiten oder der nötige Mumm in einem Rennen auf Risiko zu gehen, kann ich nur machen, wenn ich es eigentlich gar nicht muss, sondern will. Und genauso wird es auch weiter gehen und ich freue mich drauf.
Das es ein richtiger Richtungswechsel war hat mir die Mitteldistanz in Heilbronn gezeigt. 5km Laufen, 93km Radeln, 21km Laufen standen auf dem Plan. Ok, 2km Schwimmen wären mir lieber gewesen anstatt mit 5km in den Tag zu starten. Meine Erwartungen an mich an dem Tag waren eigentlich … KEINE. 🙂 Natürlich wußte ich, dass es gar nicht so schlecht beim Laufen geht und je nachdem wie sich die Nummer entwickeln sollte wollte ich auch mal ein bissl mehr aufs Pedal treten. OK, das klingt aus meinem Mund etwas witzig, aber so eine Strecke wie in Heilbronn ist ja nicht wirklich was für mich. Hügel hoch ist eben immer noch nicht meins. Who cares? Die letzten 21km wollte ich mal schauen, was noch drin ist. Eine gewisse Freude auf ein bisschen Leiden war da und ich konnte mit doch tatsächlich mit einem Lächeln loslegen. Die ersten 5km in unter 20min und einem wirklich noch guten Gefühl in den Beinen machten Bock auf mehr. Radeln hatte ich dann mal eine neue Taktik. Ebene und Berab mal mit Druck und den Hügel hoch immer schön easy und kurz vor der Kuppe übern Berg beschleunigen. Ging ganz gut, wenngleich ich am Ende der 93km schon merkte, dass es mich einige Körner gekostet hat. Nach 03:13h waren die 93km auch schon rum. Klar, das ist keine Traumzeit, aber es war mein schnellster Schnitt bisher in Heilbronn und das obwohl vorher das Laufen war und es 25km länger war, als beim Citytriathlon. Ja, man muß auch kleine Fortschritte feiern. 🙂 Die ersten Laufkilometer gestalteten sich schwierig. Ich fühlte mich stark und fit, nur hatte ich ein paar kleine Krämpfe in den Beinen, die mich nach 2km zum Stehen brachten. Die Freude war natürlich nicht groß, aber da es mir ja um nichts ging konnte ich es locker weiter angehen lassen. So nach 4-5km hatte ich mich gefangen und die Beine meckerten nicht mehr. Ich ließ den Tacho mal auf 04:50 – 05:00min/km stehen, einfach weil es sich gut anfühlte. Runde 2 ging dann echt super von der Hand und ich hatte mal richtig Spaß an der Nummer. Zu Beginn Runde 3 sah die Welt dann noch gut aus und ich war guter Dinge die 01:45h noch zu schaffen. Nunja, leider klappte das nur bis zu einer Bordsteinkante, die ich wohl überambitioniert hinuntergehopst bin. Zack … da war er wieder Mr. Krampf. 🙁 Ich bin das Scheißding nicht mehr losgeworden und musste nach einer Dehnpause erstmal im Schneckentempo weiter, damit sich der Muskel lockerte. Geklappt hat es nicht mehr ganz, aber ich konnte nach 01:53h dann doch glücklich und vor allen doch recht entspannt die Ziellinie überqueren. In Summe knapp unter 05:30h für diese MD ist dann doch besser, als ich mir noch vor ein paar Wochen erhoffte. Alles im Lot also und jetzt nach 1 1/2 Wochen denke ich habe ich es gut weggesteckt und es kann weiter gehen.
Die nächsten Wochen werden sehr ereignisreich werden. Eine Woche in Frauenwald zum Radeln, dann eine Woche Pause, um nochmal eine Woche in Italien die Kurbel zu drehen. Danach werden wir weiter sehen. CYA soon!