Rennsteigwanderung

Ein Thüringer muss tun, was ein Thüringer tun muss!

Es ist, wie es immer ist, was am nächsten greifbar oder immer machbar ist wird nach hinten geschoben. Viel schlimmer, es gerät in Vergessenheit. Seit einiger Zeit schon hatten wir den Beschluß gefasst unsere Urlaube damit zu verbringen unsere Heimat näher kennenzulernen und zu erkunden. Klingt komisch, ist aber so. Man hat die halbe Welt umflogen und gesehen, aber seine eigene Heimat kennt man nicht. Richtig bewusst wurde dies zum Rennsteiglauf 2017, als wir in Eisenach übernachteten. Eine Stadt, in der ich als Kind schonmal war und man wußte Wartburg, Luther, Goethe usw. Aber als wir dort waren wurde klar, wir wissen gar nichts über die Stadt, über die Geschichte und unsere bzw meine Heimat. Bisschen erschreckend. Seitdem haben wir einige Erkundungen durchgeführt und als die Frage nach einem Ziel für den Urlaub kam entschieden wir uns für den Rennsteig. Gut, ich habe ihn mit dem Marathon und Supermarathon des Rennsteiglaufes gesehen und teilweise auch beschritten, aber den gesamten Rennsteig abgewandert bin ich noch nie. Ist es aber doch eines der Dinge, die Thüringen ausmachen und man mit Thüringen verbindet. Vor allem wenn man aus einem Dorf direkt am Rennsteig kommt.
Auf Schuffels Hochzeit unterhielten wir uns mit seiner Schwester und Schwager, die uns mit Begeisterungen von ihrer „Runst“ erzählten. Da ging es schon los. Runst ??? Ehrlich ich hatte es noch nie gehört. Beschämend.
Wir plauderten also weiter und erhielten die wichtigsten Infos und Erfahrungen der Beiden. Somit sollte unserer Runst nichts mehr im Wege stehen. Nun die wichtigsten Informationen und Erfahrungen unserer Wanderung anbei:

Die Runst
Als erstes stellt sich die Frage: „Was ist die Runst?“ und woher kommt der doch etwas seltsam klingende Name. Eine weitere Frage war, gibt es denn so eine Art Regeln was eine Runst so ausmacht. In den Wanderführern usw wird man nicht so richtig fündig und ich kannte vom Rennsteig Staffellauf nur den Ablauf einen Stein von Blankenstein nach Hörschel zu überführen. Gefiel mir gut der Gedanke, somit fiel unsere Wahl auf diese Richtung. In der Literatur usw wird meistens nur auf den Weg von Hörschel nach Blankenstein verwiesen und dies auch meist so begangen. Über den Rennsteigverein fanden wir folgende Definition:
http://www.rennsteigverein.de/fragen.html

Was ist eine Runst?
Eine Runst ist schlicht und einfach eine Rennsteigwanderung. Allerdings meinen wir damit eine Rennsteigwanderung nach den traditionellen Regeln des Rennsteigvereins: Die „normale“ Runst führt in sechs Tagen über den gesamten Rennsteig, in geraden Jahren von Blankenstein nach Hörschel, in ungeraden Jahren von Hörschel nach Blankenstein. Außerdem gibt es noch die Skirunst, die Quadratrunst, die Hainich-Runst, die 3-R-Runst, die Kinderrunst usw. usw.

Die Gründer des Rennsteigvereins vor über hundert Jahren fanden es schick, aus dem Verb „rennen“ das Substantiv „Runst“ zu bilden, so wie „Kunst“ von „kennen“ und „Brunst“ von „brennen“ stammt.

Was bedeutet „Gut Runst“?
Mit diesem Ruf begrüßt man sich auf dem Rennsteig seit über 100 Jahren. Der noch junge Rennsteigverein führte diesen lustigen Gruß 1899 auf seiner Jahreshauptsitzung auf dem Großen Inselsberg ein. Er bedeutet sinngemäß, dass man auf seiner „Runst“, also der Rennsteigwanderung, viel Vergnügen und viel Glück haben soll.

So, damit ist das mal geklärt. Wir schwammen komplett gegen den Strom, also 8 Tage und in einer ungeraden Jahreszahl von Blankenstein nach Hörschel. Who cares?

Tag 0:
Wir reisen von Marbach aus nach Thüringen. Da wir das Auto nicht in Blankenstein stehen lassen wollen und am letzten Tag auch schnell wieder weiter müssen, holen wir meinen Vater ab, der das Auto dann mit nach Frauenwald nimmt. Passenderweise ist Frauenwald an der Mitte des Rennsteigs. Wir packen also unsere Rucksäcke nur für vier Tage und verabreden uns in Frauenwald dann zum Klamottentausch.
In Blankenstein angekommen, beziehen wir unsere Unterkunft und spazieren gleich mal zum Rennsteigbeginn. Wir fischen einen Stein aus der Selbitz und kaufen noch ein paar Snacks für den kommenden Tag. Etappe 0 ist also von der Selbitz bis zu unserer Unterkunft knapp 500 m lang. 🙂 Es wird allerdings schon klar, was die kommenden Tage für uns bereithalten werden. Erstens geht es direkt mal ordentlich hoch und es ist noch sehr warm.

Tag 1:
Dauer: 05:20h
Distanz: 20,5 km
Blankenstein – Brennersgrün

Wir stehen früh auf und genießen unser Frühstück um 07:30 Uhr. Von der Pension aus gehen wir auch direkt los. Es geht mal gleich richtig hoch und die Sonne hat Kraft. Als wir über Blankenstein sind, sind unsere Hemden durchgeschwitzt und die Temperatur steigt. Über Kiessling und Schlegel führt der Weg immer in der Nähe der Straße entlang. Nicht viel befahren und man hat immer schöne Ausblicke über die Felder. Es geht stetig leicht bergan. Nichts Wildes, aber die Sonne brennt ordentlich und die Temperatur geht deutlich über die 30°C. Es ist spürbar, denn die Hände schwellen extrem an. Wir haben zum Glück Trinkrucksäcke und somit ca. 6 Liter Wasser dabei. Wir werden sie komplett brauchen und keine Pippipause einlegen müssen. Ab Schlegel kommt man mehr in den Wald. Schöne Mischwälder und immer mal wieder Feldüberquerungen mit schönen Aussichten. Wir sind immer allein unterwegs und treffen nur selten Leute. Von einem Paar mit Hund erfahren wir, dass es wohl auch einen Alternativweg von Blankenstein aus gibt, der an einem Bach entlang führt und nicht so steil ist. An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass es unterwegs nur selten bis keine Verpflegungsmöglichkeiten gibt und man immer genug dabei haben sollte. Immer wieder kommt man mal an einem Kiosk o.Ä. vorbei, doch es war alles geschlossen. Juli  ist da quasi Nebensaison. Bei der Hitze wandern nur die ganz Harten, also wir. 🙂

Unsere Unterkunft für den Tag ist in Brennersgrün im Rennsteighaus. Alles sehr sauber und schön eingerichtet. Brennersgrün ist ein kleines Nest im ehemaligen Sperrgebiet. Wir bekommen ein schönes Abendbrot und ruhen uns aus. Der Tag war kräftezehrend durch die Hitze. Wir waschen unsere Shirts von Hand und legen sie in die Sonne. Keine Stunde später sind diese komplett getrocknet.

Tag 2:
Dauer: 06:20h
Distanz: 21,5 km
Brennersgrün – Spechtsbrunn

Heute dann also weiter auf historischen Wegen. Dieser Abschnitt des Rennsteigs führt durch den Frankenwald und war zu DDR Zeiten nicht bewanderbar. Beim Frühstück erzählte uns eine Einwohnerin ihre Geschichten aus der vergangen Zeit und wie es hier so war in der Sperrzone. Sehr spannend. Eine Anmerkung zum Kennenlernen der Kulturen wenn man auf Reisen ist. Die Thüringer haben hier auch so ihre „Eigenarten“. Es ist auffällig, dass der erste Kontakt gefühlt immer etwas ruppig und störrisch ist. Ist nie böse gemeint, denn nach ein paar Minuten des Warmwerdens und ein paar Worten entpuppen sich die Leute als interessante und auskunftbereite Gesprächspartner, die dann gerne aus dem Nähkästchen plaudern. War mir als Thüringer selber gar nicht so bewußt. Das war eine spannende Erkenntnis der Reise. Nun gut, weiter zum Weg. Man kreuzt immer mal wieder Plattenwege, die damals als Patrouillenwege dienten. Es gibt auch immer wieder interessante Beschilderungen, die ein Bild von damals geben. Der Weg führt immer durch den Wald und einige Lichtungen. Es läuft sich wunderbar und man ist schön für sich. Nur selten begegnen uns Wanderer. Allerdings ist es an dem Tag auch wieder extrem heiß. Es gibt dann einen wunderbaren Aussichtspunkt und die 600 m extra gönnen wir uns. Es gibt erstaunlich viele Felder in Thüringen! Wir sind aber froh, wenn wir wieder im schattigen Wald sind. In Steinbach am Wald nutzen wir den Edeka, zum Einkaufen und verpflegen. Die 1,5-2km durch Steinbach sind unschön, vor allem bei der Hitze. Nach Steinbach würde der Rennsteig an der vielbefahrenen (vor allem LKW) Frankenwaldhochstraße weiterführen. Es gibt hier einen mit einem blauen R gekennzeichneten Alternativweg, den wir auch nehmen. Er ist ca. 1km länger, aber dafür im Wald und sehr ruhig und schön. Lohnt sich. An der Schildwiese erreichen wir wieder die alte Grenze. Es hat leider wieder nichts geöffnet und wir machen nur so eine kurze Rast und schauen Mahnmal etc. an. Der Weg führt dann durch den Dichterwald auf Asphalt weiter bis zur Kalten Küche. Endlich ein Kiosk der geöffnet hat. Wir genießen eine kalte Cola und hoffen das unsere dicken Füße bald Spechtsbrunn erreichen. Nach ca. 45min sind wir dann auch am Ziel des heutigen Tages angekommen. Die Pension ist super und wir genießen unser Abendbrot. Auch hier haben wir noch spannende Gespräche in der Gaststätte, was man so anfangs nicht erwartet hätte.

Tag 3:
Dauer: 05:45h
Distanz: 23,5 km
Spechtsbrunn – Friedrichshöhe

Wieder ein super Frühstück und wir starten gegen 08:30 Uhr. Anfang wieder bergan und es wird auch gleich warm. Sobald man auf freie Fläche kommt drückt die Sonne enorm. Im Wald ist es mittlerweile angenehmer, als die Tage zuvor. Wir haben mittlerweile die Höhen des Thüringer Waldes erreicht und bewegen uns vorwiegend in Nadelwäldern. Immer wieder gibt es schöne Aussichten. Den Frankenblick sollte man sich nicht entgehen lassen und er liegt auch so an der Strecke, dass er für eine Pause gut passt. Auf der Hälfte des Weges kommen wir nach Neuhaus am Rennweg. Der Rennsteig führt ab hier über Strasse durch die Stadt. Nicht schön, aber man kann hier zumindest nochmal was einkaufen. Ab jetzt sollte ich den Weg durch den Rennsteigmarathon ja kennen. Werde aber noch eines Besseren belehrt werden an diesem Tag. Direkt nach Neuhaus machen wir eine längere Rast und essen ordentlich. Der Weg führt nun weiter durch den Wald entlang, unweit der Straße über die der Rennsteigmarathon führt. Der Rennsteig führt dann aber immer wieder über Wurzelwege und teils steile Hohlwege, was es nicht einfacher macht. Im Kopf habe ich immer die bekannte Laufstrecke, aber der Rennsteig führt uns über einige neue Berge, die mir so nicht bekannt waren und da geht es teilweise auch mal ordentlich hoch und runter. Dafür hat man auf den Höhen immer wieder mal schöne Ausblicke. Zum Glück zieht es etwas zu und kühlt auch etwas ab an dem Tag, denn mit dem Hoch und Runter wird der Weg von Scheibe-Alsbach bis Friedrichshöhe schon zäh genug. In Friedrichshöhe sind wir in der Pension zum Rennsteig. Sehr schöner Ausblick aus dem Zimmer. In der Gaststätte genießen wir die Gastfreundschaft eines sehr unterhaltsamen Wirtes und das gute Essen. Friedrichshöhe war das kleinste eigenständige Dorf der DDR. In Hochzeiten waren es stolze 23 Einwohner in dem Ort, heute sind noch 17 geblieben.

Tag 4:
Dauer: 07:45h
Distanz: 24,5 km
Friedrichshöhe – Allzunah

Wir ziehen 08:30 Uhr los, da wir schon vermuten es wird ein längerer Tag. Der Weg ist abwechlungsreich und führt immer wieder über Wurzeln und Hohlwege schnell nach Masserberg. Wir haben bestes Wetter und genießen die Aussicht auf dem Aussichtsturm in Masserberg. Leider alles hinter Glas, aber dennoch schön. Zwischendurch können wir auch immer wieder ein paar Himbeeren naschen. Nach Masserberg geht es hoch zum Skilift und dann durch die Wolfsgrube zur Triniusbaude. Hier machen wir eine ausgiebige Rast und genießen eine Bratwurst bei schöner Aussicht. Der Weg von der Schwalbenhauptwiese nach Kahlert ist vom Rennsteiglauf bekannt und auch beim Wandern zäh. Es kommt dann Wind auf und wir sind froh, als wir Neustadt hinter uns lassen. Noch einmal eine Rast, dann nehmen wir den Weg hoch zum Dreiherrenstein in Angriff. Kurz vor dem Dreiherrenstein dann Halbzeit. Die Hälfte des Rennsteigs ist hier vollbracht. Wir schlendern weiter nach Allzunah und sind froh endlich am Ziel zu sein. Der Tag war lang und die Höhenmeter spürbar. Wir sind in der Pension Laura in Allzunah untergebracht. Sehr zu empfehlen. Abends kommt mein Vater und wir tauschen die Klamotten und Schuhe aus. Dann gemütliches Abendessen in Drei Kronen in Frauenwald.

Tag 5:
Dauer: 05:45h
Distanz: 18 km
Allzunah – Oberhof Rondell

Es hat endlich geregnet und sich abgekühlt. Typisches Thüringenwetter mit Nebel grüßt uns am Morgen. Nach einem fantastischen Frühstück starten wir zu der Etappe auf den höchsten Punkt der Wanderung. Von Allzunah bis zum Bahnhof Rennsteig geht es flott und schnell, ab dann beginnt sozusagen der Aufstieg parallel zur Straße. Zum Glück nicht viel befahren dementsprechend entspannt ist die Wanderei. Es geht immer wieder hoch und runter, wobei man schon merkt, dass es mehr hinauf geht. Es ist etwas mystisch an dem Tag, da der Nebel sehr dicht und die Luftfeuchtigkeit extrem hoch ist. Man kann die Tröpfchen quasi in der Luft sehen. Ab Mordfleck beginnt es leicht zu tröpfeln, aber im Wald bekommen wir nichts ab. An der Schmücke machen wir eine längere Rast bei einer leckeren Soljanka. Sichtweite ca. 20meter heute. Leider! Dann immer schön weiter hoch, bis wir auf dem Beerberg angekommen sind. Top of Thuringia sozusagen. Ab hier geht es bis Oberhof mehr bergab, als bergauf, aber dennoch immer wieder hoch und runter. Es macht sich ein kleiner Vorgeschmack auf die letzten Tage bemerkbar. In Oberhof sind wir im Hotel AWO Sana untergebracht. Alles top, wenn auch nicht klein und idyllisch. Aber hier bekommt man einen kleinen Geschmack davon, wie es damals in einem FDGB oder NVA Erholungsheim zuging. 🙂 Abends nehmen wir das Essen vom Buffet. Alles top und mit „all you can eat and drink“ dementsprechend ausreichend.

Tag 6:
Dauer: 06:45h
Distanz: 21 km
Oberhof Rondell – Nesselhof

Wer denkt ab jetzt gehts nur noch bergab, der hat sich getäuscht. Erstmal über Stein 16 hoch zum Grenzadler. Am Biathlonstation genießen wir den Ausblick und schauen den Sportlern beim Sommertraining zu. Die Strecke führt auch immer wieder über die Rollerstrecken der Athleten. Die geben da gut Gas. Das Wetter ist wieder sonnig und wir haben immer wieder wunderbare Ausblicke. Die Wege führen über befestigte Schotterwege immer wieder hoch und runter durch die schönen Fichtenwälder. Am “ Hohen Schorn“ machen wir unsere erste längere Pause. Es ist ein wunderbarer Wandertag und wir genießen die Flora und Fauna, ebenso wie die sich immer wieder bietenden Fernblicke. An der neuen Ausspanne machen wir nochmal Rast. Wir haben leider keine Unterkunft auf der Ebertswiese bekommen und sind somit in Nesselhof untergekommen. Wir beschließen noch bis kurz vor der Ebertswiese den Rennsteig zu laufen und dann nach Nesselhof „abzusteigen“. Es geht da wirklich steil runter, bis man endlich Nesselhof erreicht. Dafür ist der Wirt sehr nett und witzig. Es gibt ein Bierchen und Steak Letscho zur Stärkung.

Tag 7:
Dauer: 08:45h
Distanz: 28 km
Nesselhof – Hubertushaus

Königsetappe – so nannte der Wirt unser heutiges Vorhaben. Irgendwie wollten wir es nicht so recht wahr haben. Das kommt einerseits dadurch, dass wir uns nun an das Wandern gewöhnt hatten und wenn man „nur“ noch zwei Tage vor sich hat kann einen irgendwie nichts erschüttern. Naja, es wurde die besagte Königsetappe. das schonmal vorweg. Von Nesselhof hinauf zum Rennsteig gleich mal 1,5km steil bergan. Dann ab der Ebertswiese immer wieder auf und ab. Wie schon den Vortag bemerkt ist es auf dieser Seite des Rennsteigs etwas anders zu wandern. Geht ist im ersten Teil eher allmählich bergan und mal leicht bergab ist es ab Oberhof immer ein Hoch und Runter und zwar mit steileren Wegen. Das macht sich auf Dauer ordentlich bemerkbar. An der Grenzwiese angekommen haben wir die Hälfte geschafft, es kommt Regen auf und wir ziehen unsere Ponchos über. Der Anstieg zum Inselsberg ist der Knaller. Einfach gerade und steil hoch. Der Regen hatte aufgehört und wir machen oben eine Rast. Am Horizont zieht es aber ordentlich zu und wir beschließen weiterzuziehen, um schneller ans Ziel zu kommen und hoffentlich nicht allzu nass zu werden. Fehler! Kurz nach Aufbruch beginnt es zu regnen. Es grummelt auch leicht am Himmel und schnell wird es ein ordentlicher Schauer. Wir laufen zügig bergab. Als es dann zweimal ordentlich blitzte stand fest, wir müssen eine Schutzhütte aufsuchen, die sich zum Glück nur noch ca. 300m entfernt fand. Wir warteten hier ca. 30 min bis das Spektakel vorbei war. Danach klarte es schnell auf und wir konnten weiter ziehen und den tollen Weg genießen. Es gibt immer wieder tolle Aussichtspunkte, die wir auch mitnehmen. Man lernt auf so einem Weg schnell nicht mehr nach einem Tagesziel zu hetzen, sondern es einfach zu nehmen, wie es ist und vor allem zu genießen. Eine sehr wertvolle Erfahrung auf diesem Weg. Der Tag wird aber dann hintenraus natürlich doch noch zäh und wir sind mehr als froh endlich im Hubertushaus angekommen zu sein. Eine wunderbare Bleibe, mit tollem Restaurant und Essen. Wir feiern die Königsetappe mit Bierchen und Schnäpschen und haben eine wunderbare Unterhaltung mit unseren Tischnachbarn.

Tag 8:
Dauer: 05:30h
Distanz: 19,5 km
Hubertushaus – Hörschel

Last day – etwas wehmütig treten wir unsere letzte Etappe an. Es ist erstaunlich, wie die Zeit vergeht und uns wird bewußt, dass wir trotz des langen Weges sehr entschleunigt sind und dem Tag entspannt entgegen sehen. Der Weg ist meistens gut ausgebaut und es ist eine Achterbahn bergab durch nun immer mehr Mischwälder und und über wieder freie Flächen und Felder. Wieder eine ganz andere Sicht auf Thüringen. Es geht auch an diesem Tag immer wieder kurz steil bergan und dann lange steil bergab. Das ist auf Dauer auch extrem kräftezehrend. Gefühlt geht der Rennsteig hier über jeden kleinen Hügel entlang Richtung Eisenach. Ab der Hohen Sonne hat man immer wieder schöne Ausblicke auf die Wartburg. Kurz vor Hörschel sehen wir sogar noch Rotwild und Rehe im Wald. Gegen 14:00 Uhr kommen wir happy in Hörschel an und schmeißen unser Steinchen ordnungsgemäß in die Werra.

Fazit: Der Rennsteig ist eine Reise bzw Wanderung wert.

Mehr Bilder findet ihr hier Fotos Rennsteigwanderung

Good to know

Der Weg von Blankenstein nach Hörschel ist aus unserer Sicht sicher einfacher zu begehen, als umgekehrt. Das steile Auf und Ab von Hörschel bis Oberhof sind auf jedenfall anspruchsvoller.

Wasser muss in großen Mengen mitgeführt werden, da unterwegs kaum Verpflegungsmöglichkeiten. Trinkrucksäcke sind ideal. Gleiches gilt für Essen unterwegs. Es war in keiner Unterkunft ein Problem sich etwas für den Tag zu schmieren. Im Gegenteil, teilweise legte man uns extra Folie usw hin.

Wer Rast an der Ebertswiese plant sollte hier die Ruhetage beachten und seine Etappen hiernach ausrichten. Nesselhof ist schön und gut, aber die zusätzlichen Höhenmeter und Kilometer kann man sich sparen. Bei schönem Wetter ist hier auch noch der Bergsee zum Baden zu empfehlen. Von Nesselhof läuft man da nicht mehr freiwillig hoch.

Allgemein gilt, es ist besser vorab zu buchen und zwar direkt am Rennsteig wenn möglich. Die zusätzlichen Kilometer zu einer Unterkunft summieren sich und kosten Kraft und Zeit zum Erholen. Öffentliche Verkehrsmittel leider rar, um eventuell vom Rennsteig zur Unterkunft zu kommen oder umgekehrt.

Der Alternativweg von Steinbach zur Schildwiese sollte genutzt werden. An der Straße ist es nicht schön.

Wer die Möglichkeit hat sollte Gepäck sparen und in der Mitte wechseln, so wie wir.

Schuhwerk: Der Rennsteig ist gut ausgebaut. Ich bin den größten Teil nur mit Turnschuhen gelaufen. Leichte Trekkingschuhe reichen bei guten und trockenen Bedingungen aus.

Stempelkarte nicht vergessen! Man kann in den Gaststätten, Aussichtstürmen, Pensionen usw am Weg immer Stempel holen, um seinen Weg zu dokumentieren. In Hörschel war die Dame etwas genervt, dass wir sie aus ihrer Zitat: „Freizeit“ holten, aber sie gab uns dann doch noch den finalen Stempel.