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Frankfurt Marathon 2019 – When the man comes around …

Nun sollte es doch nochmal einen Citymarathon geben. Der Frankfurt Marathon ist Teil des Deutschlandklassikers und das ist eine Herausforderung, der ich mich stellen möchte. Die Kombination der Ausdauersportarten Schwimmen, Radfahren, Laufen und Skilanglauf hatte es mir irgendwie direkt angetan. Es ist mal was anderes und Neues und vor allem ohne Wettkampfgedanken. Das Ziel und Absolvieren der vier Events zählt. Sowas gefällt mir, hab ich es ja eigentlich nicht so mit Zielzeiten.
Nachdem es in Heilbronn dieses Jahr doch erstaunlich gut lief war ich optimistisch, was den Marathon angeht. Ich bin kein Fan von Zielzeiten setzen, da man es an dem Tag dann oft auch gar nicht im Griff hat. Wetter, Leute auf der Strecke, kurzes Umknicken, Stein im Schuh, Magenprobleme oder einfach einen Scheißtag erwischt. Es gibt unzählige kleine Dinge, die Dir eine gesetzte Zielzeit streitig machen können. Ist der Wettkampf dann schlecht, weil man es nicht erreicht hat? Ich möchte mir das immer nicht madig machen lassen und setze mein oberstes Ziel immer auf das Finish. Für mich ist es immer wichtig an dem Tag das zu geben, was geht. Wenn es gut läuft dann gibt man Gas und falls nicht, Augen zu und durchhalten bis zum Finish. Damit hat man alles erreicht. Es gibt nicht Wenige, die denken, dass ist feige und zugegeben, ein bisschen ist es das auch.
Meine Vorbereitung für den Lauf waren eigentlich eher unspektakulär und nur grob geplant. In Heilbronn auf der Mitteldistanz waren noch 01:44h für den Halbmarathon drin und ich dachte immer wieder mal daran, dann muss dass doch auch zweimal gehen. Dann kam die letzte Spiroergometrie. Das Ergebnis war erstaunlich für mich, denn durch das morgendliche Pendeln mit dem Rad ins Geschäft und die Einheiten auf der Bahn hatte ich doch eine ganz gute Form aufgebaut. Eine 5er Pace sollte kein Problem darstellen. Übst noch ein paar lange Läufe und dann klappt das locker. Das war das Ergebnis. Ich hatte allerdings noch ziemlich Zweifel, denn jeder Lauf über 75 Minuten der an die 05:00 min/km heranging fühlte sich alles anderes als easy an. Ich machte auch ein paar lange Läufe und versuchte mich da an die Pace heranzuarbeiten. Die Ergebnisse waren eher fatal. Es hat mir dann doch immer ordentlich den Stecker gezogen und mich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Mein Stoffwechsel war zwar bereit für so eine Pace, meine Muskeln aber nicht. Für Kraftaufbau und Ausbau der Kraftausdauer, war es dann aber doch schon zu spät. Aber ich muss zugeben, ein bisschen habe ich immer auf die 03:30h geschielt.
Dann kam der Satz der Sätze von meinem Lieblingsmenschen: „Vielleicht solltest Du Dein MindSet mal ändern!?“ Knaller ! Mir wurde direkt bewußt, dass ich schon vom Kopf her die Pace gar nicht zugelassen habe oder zulassen wollte. Es sei mal dahingestellt, ob es mir wirklich wichtig ist mal 03:30h zu laufen auf einem Marathon, aber wenn man es im Kopf nicht zulässt zu sagen, das gehe ich mal an, dann wird es auch nicht passieren. Unsere Gedanken bestimmen unseren Weg! Das steht mal fest. Danke meine Liebe für diese Erkenntnis! :-*
Nun gut, jetzt hat ein rationell denkender Mensch, wie ich es nun mal bin diese Erkenntnis, weiß aber auch anhand der Trainingsergebnisse, dass es wirklich unrealistisch bzw mehr als ein ambitioniertes Ziel ist. Auf dem Papier waren 03:40h an einem guten Tag machbar. Meine PB liegt seit 2006 bei 03:52h und das sollte drin sein. Aber der MindSet-Gedanke ließ mich doch nicht los. Je näher der Marathon kam, desto mehr reifte der Gedanke in mir das Risiko einzugehen.

Raceday

Am Tag vor dem Lauf lief alles super. Die Orga in Frankfurt ist perfekt und wir hatten einen entspannten Tag. Abends noch ein bisschen Anlaufen und früh ins Bett. Ich war absolut nicht aufgeregt oder ähnliches. Meine Taktik stand fest. Ich wollte einfach die ersten 5 Kilometer gefühlt easy loslaufen und dann mal schauen, wie die Lage ist. Sollten sich keine Anzeichen für einen miesen Tag ergeben, wollte ich es dem Pacemaker mit seiner 03:29:59h Fahne so lange wie möglich schwer machen mich zu überholen. Rest wird man sehen.
Am Start treffe ich noch Steffen. Er hat sich die Durchgangszeiten für 03:25h auf den Arm gepinselt. Ok, das wäre jetzt übertrieben. Wir quasseln und dann gehts auch los. Ich lasse mich einfach treiben. Kurz noch einen Bierathleten getroffen und ein bisschen gelabert. Auf einmal ist Steffen wieder vor uns. Wir waren im Flow und über unseren Fähigkeiten angegangen, das stand schonmal fest. Aber es war mir irgendwie egal, denn es fühlte sich gut an. Nach 3km stellte ich fest, das mit meiner Uhr und der Zeitnahme bzw Kilometerangabe was nicht stimmte. Irgendwie hatte ich wohl mal Pausen eingestoppt, auf den Gedanken bin ich aber nicht mehr gekommen. Die Sauerstoffzufuhr ging wohl schon mehr in die Beine, als in den Kopf. Nach 5km, wie geplant mal in mich hineingehorcht. Mir war direkt klar, dass dieses Tempo nie und nimmer über die 42km gutgehen kann, aber ich sagte mir: Jetzt hast Du schon überzockt, besser wirds nimmer, also ziehe das so lange es geht durch und dann irgendwie ins Ziel. Ich lies das Tempo also einfach stehen und hoffte es würde lange gutgehen und sich vielleicht ein Euphorierausch einstellen, der mich durchkommen lässt. Und mit jedem absolvierten Kilometer kam auch Freude auf. Ich war happy über die Entscheidung es jetzt einfach zu riskieren, wenngleich mir klar war, dass die Konsequenz bitter werden kann. Ab Kilometer 28 war klar, dass der Verfall langsam beginnt. Konzentration war jetzt also angesagt. Zwischen Kilometer 30-32 geht es nur minimal bergan, aber es war spürbar. Ich habe es so gut es ging ignoriert und bin stur weiter gelaufen. Kilometer 35 war der Spaß vorbei und der Mann mit dem Hammer kam. Es ist immer wieder spannend, wie sich die Verfassung innerhalb kürzester Zeit ändern kann. Cola, Gels, ISO und die innere Stimme … nichts bringt mehr wirkliche Besserung. Der Körper lief irgendwie noch, aber natürlich nicht mehr flott. Ich versuchte mich so gut es geht zu fokussieren und hoffte ohne Krämpfe durchzukommen. Der Wunsch wurde mir nicht erfüllt. Es beginnt mit leichten Zuckungen in den Waden. Der Mann mit der Fahne 03:29:59h kommt bei km 38 locker vorbeigejoggt. Wohl dem, der ein vernünftiges (cleveres) Pacing hingelegt hat denke ich mir. Ein kurzes Aufbäumen gegen den Körper und ein Mitlaufversuch enden im ersten Stop zum Krampf ausmassieren. Es war klar was nun kommen würde. Ich musste irgendwie jetzt noch die letzten 4km rumbringen. Das große Gestocher beginnt und machte keinen wirklichen Spaß. Sah sicher auch nicht toll aus. Kurz vor Ziel Svenja noch getroffen und dann ging es auf die letzten 500m. Ich musste noch 4 mal zum Ausmassieren stoppen, aber es war mir egal. Einlauf Festhalle ist mega, ich bin nur so platt, dass ich noch nichtmal richtig die Arme mehr hochbekomme.

Happy bin ich aber dennoch. Why? Ich habe etwas total unvernünftiges riskiert, habe die Komfortzone trotz besseren Wissens verlassen. Die Quittung kam, aber ich habe alles gegeben an dem Tag. Mehr ging definitiv nicht.

03:37h sind neue Bestzeit für einen Marathon und sogar noch besser als der rationell ermittele best case. Was will man mehr? 🙂

THINK ABOUT YOUR MIND-SET !


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