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MSR 300

Eine kleine Zusammenfassung der MSR300 muss es dann doch geben, denn die Veranstaltung ist es einfach wert. Das vor allem, wenn man, wie ich, kein gestandener Radmarathoni ist. Kurze Vorgeschichte; im Rahmen des Deutschlandklassikers, der sich an dem „En svensk klassiker“ anlehnt, sollte natürlich auch ein Radmarathon absolviert werden. Hierfür wurde die MSR300 ausgesucht, die sich an das Radrennen des Schwedenklassikers der „Vätternrundan“ anlehnt oder als Vorbild hat oder wie auch immer. Egal, es sollen also 300 km Rad um die Mecklenburgische Seenplatte absolviert werden. 300km an einem Stück klingen irgendwie ein bisschen verrückt, schienen aber auch irgendwie machbar, da die Belastung des Stützapparates nicht so arg ist und man geneigt ist die Runde als flach anzusehen. Ein Irrtum, dazu aber später mehr.
2020 fiel dann natürlich coronabedingt alles ins Wasser und auch der Deutschlandklassiker musste sich erstmal neu orientieren. Wir durften dann die einzelnen Wettbewerbe auch „virtuell“ absolvieren, also entweder auf Zwift o.Ä. oder halt selber 300km fahren und die Daten hochladen. Gesagt, getan. Im August 2020 konnte ich mit Dani und Hannes vom Allgäu ins Ländle radeln. Meine ersten 300km auf dem Rad. Hannes machte die Lokomotive und Dani und ich konnten entspannt hinterherradeln. Eine tolle Tour. Irgendwie stand die MSR dann aber dann doch noch aus und ich wollte sie auch mal live erleben und fahren. Ergo meldete ich mich für 2021 an. Der Plan war eigentlich im Winter schön auf der Rolle aufzubauen und im Mai dann das Ding zu machen, Rest des Jahres dann „frei“. Nunja, Corana hatte mal wieder was dagegen, also wurde es auf Ende September geschoben. Mit Folgen, wie sich zeigen wird, dazu später auch mehr.
Es gab somit erstmal andere Prioritäten und das Training wurde von April bis Juli dann doch arg heruntergefahren. Ich versuchte immer mal wieder zu radeln, aber viel war es nicht. Ab August musste ich dann doch mal ein paar Kilometer mehr machen. Leichter gesagt als getan, aber ich konnte zumindest dank meiner Girls am Wochenende immer mal einen Hunni und drüber fahren. Wenn die Zeit eng wurde habe ich lange Einheiten auf der Rolle abgespult. 5h bei konstanter Wattzahl auf der Rolle muss man mögen. Mir sind da doch einige Sicherungen geflogen, wobei ich sagen muss mir diese Einheiten wahrscheinlich das Finish gerettet haben. Somit ist es, wie es immer ist, Du denkst Du hast ewig Zeit und auf einmal sind es nur noch 6 Wochen bis zum Event. Es ist nicht so, dass ich unvorbereitet dahin gefahren bin, aber man hat ja dann immer das Gefühl es hätte doch mehr sein können vorher. Egal, zwei Tage von der MSR sind wir also in das schöne Neubrandenburg gefahren.

Zur MSR: Ein tolles Event, vor allem das ganze Drumherum. Top organisiert, da bleibt kein Wunsch offen. Für uns mega gut war die Zimmerorganisation. Wir wollten eigentlich mit dem Wohnwagen anreisen, aber ich habe das Ding vorher nicht testen können und 750km als ersten Ausflug war mir dann doch zu heiß. Aber das MSR-Team hat dann noch mit ihrer tollen Vernetzung eine wunderbare Ferienwohnung für uns gefunden. Nahe an Neubrandenburg gelegen, super nette Leute und alles mega unkompliziert. Das erleichtert vieles und auch meine Girls haben sich wohlgefühlt. Freitag hole ich also alle meine Unterlagen ab. Ging alles easy von statten bis …. ja bis ich beim Verladen des Rads mir nochmal die Reifen anschaute. Ich hatte das eigentlich zu Hause nach meiner letzten Tour schon gemacht, aber im Keller war dann das Licht wohl nicht hell genug. Vorderer Reifen und hinterer Reifen jeweils mit zwei dicken Cuts und sogar Abplatzern, die das Metall schon haben blitzen lassen. WTF !?!?!? Also kurz rumtelefoniert, auf der Messegelände am MSR sollte es Mäntel geben. Dann kurzer Reifenwechsel und Fluchen inklusive, dafür dann mit frischen Schlappen wurde das Rad verstaut.


Die Nacht verlief gut und ich konnte Dank Svenja auch ordentlich Schlaf tanken, die sich um Lotta kümmerte, wenn sie krähte. Um 03:00 Uhr stehe ich auf, Kaffee, Müsli, waschen, anziehen, Abflug. Klappt alles super gut, nur das Wetter macht mich nicht wirklich happy. Es sollte etwas regnen und die ersten Meter im Auto zeigten, was mich erwarten sollte. Es ist kuhnacht. Tja, auf dem Lande ist es Nachts eben richtig dunkel und mit dem Regen wird es spannend zu radeln. Macht man ja auch nicht jeden Tag. Temperaturen ok und bis zum Start auch relativ trocken. Start dann 04:50 Uhr. Die Gruppe hat so 20 Personen. In der Stadt bei Licht und den guten Straßen ist es gut zum Fahren. Dann setzt der Regen ein und mit Verlassen der Stadt wird es dunkel. Die Tropfen auf der Brille in Kombination mit echt hellen LED-Rücklichtern lassen es zum Blindflug werden. In der Gruppe wird es dementsprechend auch hektisch, denn man kennt sich ja nicht und weiß nicht, wie der Andere fährt. Mir ist das ein bisschen zu viel und ich ordne mich mal hinten ein. Ein Fehler meinerseits ist das Fehlen eines beleuchteten Navis am Rad. Das MSR-Team hat alles super ausgeschildert, sogar die Richtungsangaben beleuchtet und GPS-Daten gab es vorab auch für ein Navi. Mit meinem Navi-System hätte es mir aber auch nicht viel geholfen. Egal, ich entschließe mich also bis zum Anbruch des Tageslichts an der Gruppe zu bleiben, damit ich mich nicht im Dunkel MeckPomms verfahre. Es wird somit aber auch anstrengend, denn der Ziehharmonikaeffekt ist ordentlich und die Gruppe nicht langsam unterwegs. Nach ca. 65km ist es endlich hell genug und ich lasse die Gruppe ziehen, die sich auch so in Luft auflöst. Ich vermute ein Großteil der Gruppe wollte es auch nur als Navi nutzen. Ich merke aber, dass die ersten zwei Stunden suboptimal für das Event waren. Eigentlich wollte ich erst nach 120km eine Verpflegungspause mache, aber ich muss (ja muss schon) bei km 84 an die Box. Eine gute Wahl.

Die Verpflegungsstellen der MSR sind top organisiert und man kann die Speicher füllen. Ich haue ordentlich rein, weil auch die Temperatur mit dem Regen für ziemliche Abkühlung sorgten. Mir wird klar, dass ich jetzt das erste Mal auf die Probe gestellt werde. Die 20km ohne Gruppe waren nicht geschenkt. Auf dem Rad fängt das Gedankenspiel schon früh an und die Beine signalisieren, dass sie heute nicht so richtig Lust haben. Ich habe vor dem ersten Hunni eigentlich schon ein Gefühl in den Beinen, das wollte ich frühestens ab 180km spüren. Aber gut, was solls? Die Verpflegungsstelle war super, denn die Lebensgeister kamen zurück und auch die richtige Einstellung. Eins war klar, ich werde so lange die Kurbel umdrehen, bis das Ziel da ist oder der Körper streikt, dem Kopf habe ich keine Entscheidungsbefugnis gegeben, wenngleich er sich lange wehrte. Der erste Hunni ist dann auch geschafft und eines wird dann auch klar, hier ists nicht flach! Natürlich keine extremen Anstiege, aber es geht immer entweder hoch oder runter. Blöd ists dann, wenn es bergab nicht soviel Speed gibt, da die Straße holprig ist oder halt mal der Wind von vorne kommt. Die Beine machen aber mit, auch wenn es sich nicht fluffig anfühlt. Ich beschließe meine Idealvorstellung von einem 25er Schnitt reiner Fahrzeit einfach weiter zu fahren und dabei jede VPSt mitzunehmen. Knapp über der Hälfte tausche ich dann auch meine Klamotten gegen trockene Kleidung ein. Das tat auch richtig gut. Und siehe da, irgendwann waren auch 200km rum und ich immer noch im zeitlichem Rahmen. Das hat mich schon motiviert, obwohl ich ja eigentlich kein Freund von Zeiten bin. Aber mir war in dem Moment klar, dass ich finishen werde, egal wie. Vielleicht kurz zur Landschaft. Das Wetter war so lala und recht trüb, immer wieder Regen, Wind und teilweise holprige Straße. Ich hatte somit leider nur wenig Momente in denen ich mal bewußt meine Umwelt genießen konnte, aber wenn, dann ließ es sich erahnen, wie toll es hier beim Fahren im Frühjahr sein kann. Teilweise sieht man die Weite der Felder, in den Kiefernwäldern immer wieder Ausblicke auf eine der vielen Seen, verschlafene Dörfchen usw. Es ist schon schön da oben, ABER keineswegs flach :-). Es kommen immer wieder Gruppen von hinten und versuche es ab und zu mal mich ein zuklinken, aber keine Chance. Die waren alle zu stark/schnell oder ich zu schwach in dem Moment. Vielleicht auch gut so, denn so konnte ich mein Tempo fahren. Naja und dann ich es, wie es immer ist, Du findest Deinen Rhythmus, konzentrierst Dich auf die wichtigen Dinge, Verpflegung, Löcher vermeiden, ins Innere hören und so pacen, dass der Tank nicht leer läuft und zack sind es nur noch 40km bis ins Ziel. Es macht sich eine innere Freude breit, denn man hat nun das Ziel in greifbarer Nähe und ich das Glück, dass es dann doch immer mal wieder eine Gruppe gibt, in der ich etwas länger mithalten kann. Nach 11:44h reiner Fahrzeit erreiche ich dann auch das Ziel und bin mega happy und ein bisschen stolz, trotz der Gegebenheiten auch die 25km/h im Schnitt überboten zu haben.

Mein Fazit zur MSR: Muss man gemacht haben. Wenn Du hier mit ein paar Freunden anreist, somit eine kleine Gruppe hast, die sich kennt und ungefähr gleich fährt, dann wird das eine tolle Rundfahrt, die auch flott absolviert werden kann. Orga super gut. Beim Startzeitpunkt unbedingt auf Licht- und Wetterverhältnisse achten. Das hat mich Körner gekostet. Nach dem Finish bleibt für mich die Erkenntnis: Ich bin kein guter Radfahrer, weder technisch, noch was den Druck auf die Kurbel angeht, aber nach dieser MSR nehme ich mir zumindest das Recht heraus mich als Radfahrer zu bezeichnen.

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