IM Vichy 2016
Ein IRONMAN-Rennen wird für mich wohl das Maß der Dinge bleiben. 12 Stunden Sport sind mein Maximum an dem was ich mir vorstellen kann zu leisten. Um so mehr bin ich froh, es zum zweiten Mal geschafft zu haben. Ein kleiner Bericht zum IRONMAN-Vichy, der Euch zeigen soll, wie es diesmal lief.
Vorbereitung
Wie schon in meinem Blog zu lesen, lief es dieses Jahr nicht ganz so rund, aber Fehler sind erkannt und da wird es nun anders weitergehen. Im Großen und Ganzen war die Vorbereitung , zumindest auf dem Papier, gar nicht so schlecht. Konnte ich doch mit dem neuen Ansatz wesentlich mehr an Umfängen trainieren, als bei meinem IM Debüt 2013. Mit 210km Schwimmen, 4000km Rad und 800km Laufen stand mehr zu buche, als 2013. Es fehlten die Intensitäten und auch machte sich keine wirkliche Euphorie breit. Genickschlag war die letzte lange Einheit zwei Wochen vor dem IM. Es war einer der wärmeren Tage (ca 28°C) und ich wollte 110km Radeln mit anschließenden zügigen 10-14km Koppellauf. Eigentlich war alles toppi, nur habe ich die Hitze nicht richtig eingeschätzt und mich zu wenig mit Flüssigkeiten und Gels versorgt. Ich merkte auf den letzten Kilometern schon den körperlichen Abbau, wollte es dennoch mit dem Koppellauf probieren. Auf der Laufstrecke hat es mich dann bei der Hitze dermaßen zerbröselt, dass ich heilfroh war zu Hause anzukommen, ohne irgendwo umzuklappen. Naja, diese Einheit diente natürlich nicht sonderlich zu einer optimistischen Wettkampfsicht. Aber was sollte ich machen, mir blieb nur so gut wie möglich zu regenerieren, mich nicht mehr wegzupusten und ausgeruht und gestärkt nach Vichy zu kommen. Das klappte dann denke ich auch ganz gut, Beine fühlten sich gut an, doch die Ungewissheit über das eigene Leistungsvermögen, diese verkorkste Einheit und natürlich die normale Aufregung vor solche einem Event, ließen die Aufregung für mich doch recht hoch steigen. Normalerweise blende ich so etwas bis zum Vorabend oder im besten Fall gar bis zum Wettkampfmorgen aus, aber dieses mal war die Anspannung schon früher spürbar. Ich versuchte es so gut wie möglich auszublenden und mich auf meine Ziele zu konzentrieren: Schönes Schwimmen, wo ich auf 3,8km noch kaum Körner verbrennen will, Radfahren im vorgegeben Wattbereich, um soviel wie möglich Energie für den Marathon zu sparen, Laufen erstmal abchecken, dann Laufen was möglich ist und so lange es geht und dann halt irgendwie ins Ziel.
Wettkampftag
Ich habe ganz gut geschlafen, wache aber schon vor dem Wecker gegen 04:00 Uhr auf. Die Abläufe usw sitzen und wir kommen rechtzeitig los. Parkplatzsuche gestaltet sich erstaunlich einfach und alle Vorbereitungen können easy abgewickelt werden. Das muss man sagen hat in Vichy super gepasst. Es gibt einen Rolling Start beim Schwimmen, das ist für mich neu und ich gehe so 20min vor Start schonmal in die Startzone, um mir alles in Ruhe anzuschauen und mich zu sortieren. Da Neoverbot ist fällt das Überstülpen des nervigen Teils weg und ich habe genügend Zeit.
Schwimmen
Das Rolling Starthema ist einfach geil. Ich sortiere mich mal bei ambitionierten 64-67min Schwimmzeit ein, in der Hoffnung schnelle Füße zu erwischen. Das Wasser ist ideal temperiert und weist keinerlei Strömung auf. Perfekte Bedingungen und vor allem keinerlei Waschmaschine. Es ist wie im Schwimmbad seine Bahnen ziehen. Ich versuche locker im Wasser zu liegen und sauber zu Schwimmen. Scheint mir zu gelingen, denn ich bin nur am überholen. Das verwunderte mich ein bisschen, da ich ja eigentlich schon dachte ich kann mich hier irgendwo dranhängen. Aber egal, es ist auch mal schön zu überholen und ich genoß jeden Meter. Die Sonne ging auf und lieferte ein wunderbares Ambiente. Beim Landgang sehe ich kurz Kerstin und erkundige mich nach Flüssi, aber sie war mehr im Wettkampfmodus als ich und schickte mich direkt zu Runde zwei. 🙂 Svenja konnte ich leider nicht erkennen unter den vielen Zuschauern, also wieder hopp ins Wasser zu Runde zwei. Einmal hoch und wieder runter, ich hätte glaub nochmal zwei Runden schwimmen können, es machte einfach Fun. Bissl nervig waren die Boote der Schiris, die immer mit Volldampf vorbeigedüst kamen, das hat ersten mal für Wellengang gesort und zweitens haben die Kisten nach Diesel und Öl gestunken/geschmeckt, da wußte man kurz nicht, ob die nen undichten Tank hatten. Meiner guten Laune tat dies keinen Abbruch. Als ich ausstieg und die Brille abnahm bekam ich einen kurzen Rämpler und verlor die Brille. Die war sofort unsichtbar verschwunden in dem doch recht trüben Wasser. Aber wadd solls. In der Wechselzone erstmal Kurzdistanzeinteiler gegen Langdistanzeinteiler getauscht. Man das gestaltete sich schwierig und ich hab da eeeewig rumgefummelt bis ich da drin war. In der Zwischenzeit kam auch Flüssi und ich machte mich auf zum Rad.
3,8km Schwimmen: 01:13 h
T1: 08:00 min
Rad
Es sollte nicht der Tag der schnellen Wechsel werden. Mein Wattmesser hat erstmal nicht den Sensor gefunden und ich kurbel da ewig an den Pedalen rum und warte eine gefühlte Ewigkeit bis das Ding endlich Startklar ist. Beim Verlassen der Wechselzone sehe ich das noch jede Menge Räder stehen, scheint gut gelaufen zu sein, das Schwimmen 🙂 Also erstmal druff uff Tinchen und sich sammeln und verpflegen. Ich lasse die ersten Kilometer erstmal gefühlt im Tiefschlaf angehen, um ein Gefühl zu bekommen wie die Lage heute ist. Der Respekt vor der Strecke war schon groß. Klar sind es wenig Höhenmeter, aber es gibt auf der Strecke fast keinen Kilometer geschenkt. Man muss immer arbeiten. Es geht immer leicht bergan und der Asphalt schien auch nicht zum Rollen einzuladen. Da die Strecke über offenes Gelände führt ist sie natürlich auch super für eine Grillsession oder wenns dumm läuft Wind. Es fühlt sich aber erstmal alles sehr gut an und die Tachonadel bleibt immer so knapp über 30km/h stehen bei den angepeilten Wattwerten. Ich bin erstaunt und erfreut und denke mir so kanns weiter gehen. Laß dich nicht verleiten, konzentriere dich auf eine ordentliche Verpflegung und Flüssigkeitszunahme und dann schaust einfach weiter. Die erste Runde läuft echt gut, wenngleich ich am Ende dann doch merke, dass dieses ständige Vibrieren durch den Asphalt mir sicher irgendwann auf die Nerven gehen wird. 🙂 Der Blick auf die Uhr ließ mich freudig überrascht sein, war ich doch unter 3 Stunden geblieben. Klar wollte ich es unabhängig von den Zeiten machen, aber es freut und motoviert dann schon, wenn es besser klappt, als erhofft. Ich sage mir aber trotzdem, dass ich weiter konzentriert an den Wattzahlen bleiben muss. Das Wetter ist erstaunlich gut, es zieht sich sogar zu und wird kühler. Das kühler war schön, nur der damit einhergehende Gegenwind stellen mich auf die erste Probe an diesem Tag. Man war das zäh. Es zog sich auf einmal jeder Kilometer wie Kaugummi und als es dann doch noch richtig zu regnen anfing war die Stimmung erstmal im Keller. Es fing aufeinmal an im Knie zu Zwicken, das Aufliegen in der Aeroposition fiehl schwer und die Kurbel wollte nicht so leicht rumgehen, wie gewünscht. So bei Kilometer 120-150 ist mentaler Tiefpunkt. Ich bin eigentlich nur damit beschäftigt mich innerlich zu besänftigen, den anstehenden Marathon und permanentes inneres Abhören der Beine auszublenden. Vor allem bitter war, dass ich permanent überholt wurde. Klar, ich bin kein Topradler, aber irgendwann fragte ich mich echt, ob ich jetzt der Letzte im Rennen bin. Durch den Regen waren die Zuschauer an der Strecke natürlich wesentlich weniger bis gar nicht mehr da und überholt haben mich dann schon die, wo man rein äußerlich nicht vermutet hätte, dass die einen IRONMAN machen. Sorry, das war jetzt gemein den Sportkameraden gegenüber, aber so hab ich es nunmal in dem Moment gesehen. Das Wetter wurde wieder besser und auch Runde 2 näherte sich dem Ende. Ja es ist erstaunlich, wenn man einfach weitertreppelt gehen auch die 180km rum. Beim Anfahren an die Wechselzone sehe ich, dass ich so ziemlich genau bei 6 Stunden angekommen bin. Das freut mich mega, war es doch wesentlich schneller, als ich mir vorgestellt habe. Ich steige vorsichtig ab und höre mal in mich, als ich das Rad in T2 schiebe. Klar die Beine sind erstmal ein bissl taub und wissen mit dem neuen Bewegungsmuster nichts anzufangen. Es fühlte sich aber nicht schlecht an. 🙂 Easy und ohne irgendwelche ruckartigen Aktionen gehts erstmal zum Wechseln. Ich lasse mir bewußt Zeit um runterzukommen. Socken an, Schuhe an, Socken evtl. zurechtrücken, Schluck Wasser, ein Gel und check des Pulses. Der Pulsschlag war glücklicherweise schnell zum normalen Level abgesunken. Ich hatte mich also nicht abgebraten und wenn jetzt die Beine mitspielen könnt ich heil aus der Nummer herauskommen. Also mal vorsichtig los. Die Sonne wurde ja auch schon wieder stärker.
180km Rad: 05:59 h
T2: 06:10 min
Laufen
Ich konzentriere mich zuerst mal auf meinen Puls. Daran kann ich ganz gut meine momentane Verfassung abschätzen. Wenn ich schon auf Reserver laufe quittiert meine Körper das direkt mit einem Anstieg der Herzfrequenz. Ich laufe los und alles bleibt normal 137-147 Schlägen und ich komme ordentlich voran. Durch die Tips von Daniel Holzinger in Bezug auf meinen verkorksten Laufstil versuche ich den Bremsschritt zu vermeiden und eher auf dem Mittelfuß zu landen. Laufstilkontrolle zwei bezog sich auf das Übertreten. Im Video war erkennbar, dass ich quasi auf einer Linie laufe. Für mich ist die Laufstrecke eben auch ein Laufsteg und ich das Model oben drauf. Spaß beiseite, die Fokusierung auf Puls und Laufstil ließen es super laufen. Runde 1 verging gefühlt im Flug und schon waren es nur noch 3. Ich werde auch ordentlich von Svenja und Kerstin angefeuert, konzentirere mich aber so gut es geht aufs Laufen. Mir ist schon klar, dass das nicht ewig gutgehen wird, aber ich will es so lange wie möglich probieren und durchhalten. Runde 2 kommt die Sonne kräftiger raus und die Grillsaison beginnt. So ab Kilometer 17 beschließe ich jede Station die Dusche zu nutzen und mich mit noch mehr ISO und Wasser zu versorgen. Ende Runde 2 kommt Simon angeflogen. Der Verrückte hats schon geschafft, da sinds bei mir nur noch 2. 🙂
Anfang Runde 3 wird der Zerfall spürbar. Ich merke wie sich meine Oberschenkel immer mehr melden und ein flüssiger Lauf wird immer schwerer. Puls usw ok, doch die muskulären Signale werden deutlicher. Der Planet brennt mittlerweile auch ordentlich und für mich steht nun fest: Laufe von Station zu Station, kühle Dich ordentlich ab, trinke und verpflege ordentlich und dann weiter zur nächsten Station. Bei der Hälfte von Runde 3 kommt der erste Krampf. Ich halte kurz an und versuche zu entspannen. Bissl kneten und langsam weiter. Der Krampf löst sich und ich kann zumindest weiterlaufen, wenn natürlich alles andere als flott. Ende Runde 3 treffe ich nochmal Svenja und gebe ihr schonmal mit, dass die letzte Runde wohl dauern wird, aber es stand fest, dass ich es definitiv rumbringen werde. Also auf zu Runde 4. Leck mich am Arsch hat das weh getan. Ich kanns nicht anders sagen, aber ich bestand hüftabwärts ab km 22 zu 100% aus Pain. Jeden Schritt quittierte der Oberschenkel mit einem feurigen Gruß ans Hirn und die Wade sang das Lied: Mach nochn bissl schneller und ich mach zu. Leckomio, ich stochere von Station zu Station und bin jedes mal froh, wenn ich kurz halten darf. Der Support der Leute dort war super und die Aufmunterungen ließen mich auch immer weiter machen und dann kam auch dieser Moment, der solch einen Wettkampf ausmacht. Klar war ich nicht schnell und der Schinderei an einem ordentlichen Limit, aber die Freude über das bereits erreichte und das nahende Ziel sagen Dir dann: Komm Alter, jetzt Augen zu und wenn Du so weiter machst wirds sogar ne Sub12. Logo is die Zeit eigentlich egal, aber nur wenn du nicht mußt, sondern es nur an Dir liegt bist du dann auch bereit den Rest durchzuziehen. Es ist wieder ein wunderbares Gefühl, wenn du rechts abbiegen darfst und in Richtung FINISH steuerst. Ich eier also um die Kurven und genieße den Zieleinlauf mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Alles bestens !!!
42km Lauf: 04:27 h
Gesamt: 11:52 h